NABU-Gruppe Voerde - Info Waldkauz

Informationen zum Waldkauz

Der Waldkauz wurde vom NABU und dem bayrischen Partner LBV zum Vogel des Jahres 2017 gewählt. Damit wollte man die Wichtigkeit aller Eulenvögel als wichtige Bestandteile der Artenvielfalt hervorheben und gleichzeitig auf den dafür notwendigen Erhalt alter Bäume mit Höhlen hinweisen.

Allgemeines über Eulen

Eulen haben in der Vogelwelt eine ganze Reihe besonderer Eigenschaften und Fähigkeiten. Sie sind überwiegend nachtaktive Jäger, haben nach vorn gerichtete, starre große, sehr leistungsfähige Augen und einen Gesichtsschleier, der wie ein akustischer Schallreflektor wirkt. Zum Ausgleich des kleinen Gesichtsfeldes durch die starren Augen können sie dank ihrer 14 Halswirbel (übrige Wirbeltiere besitzen nur 7) ihren Kopf um etwa 270° drehen. Ihr Gehör ist sehr gut entwickelt. Die Ohröffnungen sitzen links und rechts in verschiedener Höhe, wodurch sie sozusagen dreidimensional hören können, was für ihre nächtliche Überraschungs-Jagdweise sehr wichtig ist. Ihr Gefieder ist sehr weich und die Flügel-Federn haben eine geräuschdämmende, kammartig gezähnte Vorderkante, wodurch ein lautloser Flug möglich ist.

Kennzeichen

Der Waldkauz (mit wissenschaftlichem Namen Strix aluco) ist eine etwa 40 cm große, gedrungene, rundliche Eule ohne Federohren. Er hat einen großen, runden Kopf mit einem hellen Gesichtsschleier, weißlichen Stirnbrauen, schwarzen Augen und einem stark gekrümmten Schnabel. Für eine perfekte Tarnung ist die Gefieder-Grundfarbe rindenfarbig von grau bis rotbraun und übersät mit dunklen Flecken und Strichen. Auffällig sind weiße Punktreihen in den Schulterfedern. Die Flügel sind recht breit und rund, die Flügelspannweite beträgt fast 1 m. Wegen seiner guten Tarnung kann man ihn fast nur in der Dämmerung beobachten, gelegentlich auch tagsüber, wenn er an seinem Ruheplatz von kleineren Singvögeln aggressiv verraten wird. Weibchen sind größer als die Männchen.

Stimme

Die Stimme des Waldkauzes ist häufig in Film und Fernsehen zu hören - immer dann, wenn es dunkel, gruselig und schaurig wird. Der Waldkauz ist vor allem im Herbst und Spätwinter recht stimmfreudig. Die Männchen heulen meist mit anschließendem Überschlag, huuu-hu-huuu, die Weibchen rufen schrill "kiuwitt".

Lebensraum / Brutplatz / Nest

Sein Lebensraum ist offener Misch- und Laubwald mit Lichtungen, Kulturland mit größeren Gehölzbereichen, Parks und Friedhöfe. Zum Nisten bevorzugt er alte Laubbäume mit großen Höhlen. Das Nest wird in Baumhöhlen, alten Krähen- oder Greifvogelnestern, auch in Höhlen in und an Gebäuden und gern auch in künstlichen Eulen-Nistkästen angelegt. Gelegentlich gibt es auch Bodenbruten. Es wird kein Nistmaterial eingebracht. Das Paar benötigt ein Wohngebiet von etwa 25 ha, das gegen Artgenossen heftig verteidigt wird. Es wird auch immer wieder von Angriffen auf Menschen berichtet, die bei Spaziergängen zufällig in den näheren Nest-Bereich eines Waldkauzreviers "eingedrungen" sind. Dabei kann es wegen seiner spitzen, scharfen Krallen teilweise beachtliche Verletzungen geben.

Fortpflanzung / Brut

Waldkäuze verpaaren sich auf Lebenszeit. Es gibt nur eine Brut im Jahr. Gebalzt wird im Herbst und im Februar/März, was durch häufiges Rufen der Käuze gekennzeichnet wird. Das ist auch die Zeit des Legebeginns für 2-4 weiße Eier. Die eigentliche Brut findet etwa März-April statt, wobei nur das Weibchen brütet, das dabei vom Männchen mit Futter versorgt wird. Die Brutzeit dauert etwa 4 Wochen. Die Jungen sind Nesthocker, die von beiden Eltern etwa 5 Wochen gefüttert werden. Danach verlassen sie als noch flugunfähige "Ästlinge" das Nest, werden aber noch von den Eltern versorgt.

Ernährung

Das Nahrungsspektrum ist vielseitig und besteht aus Mäusen, Kleinsäugern, Vögeln und auch Fröschen, Insekten, Würmern und Käfern. Die Beute wird mit dem Kopf voran in einem Stück verschlungen. Unverdaute Fell- und Knochenreste werden als Gewölle ausgespien.

Zug

Der Waldkauz ist ein Standvogel. Die Paare bleiben ganzjährig im Revier zusammen, trennen sich zwar nach der Brutzeit im Sommer, kommen aber bei der "Herbstbalz" und Nistplatzsuche wieder zusammen.

Vorkommen / Verbreitung / Bestand / Siedlungsdichte

Der Waldkauz ist in ganz Deutschland verbreitet, laut ADEBAR gibt es in Deutschland 43.000-75.000 Brutpaare. Es gibt ihn ebenso auch in vielen Teilen Europas, sogar weit im Osten.

Gefährdung und Schutz

Der Bestand scheint langfristig stabil zu sein. Es gibt aber eine Gefährdung durch das oft unnötige Fällen von alten Höhlenbäumen und der Schaffung eintöniger Wälder und ausgeräumten Agrarlandschaften - wegen daraus folgendem Nahrungsmangel. Durch den schwindenden Lebensraum gibt es häufige Verkehrsopfer. Natürliche Feinde für den Waldkauz sind Uhu und Habicht. Helfen können wir dem Waldkauz durch den Erhalt alter Höhlenbäume und auch mit dem Anbringen von künstlichen Nisthöhlen.



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