Informationen zum Turmfalken

Turmfalke, Männchen

Der Turmfalke ist Vogel des Jahres 2007, sein wissenschaftlicher Name ist Falco tinnunculus, was übersetzt heißt: "schellend klingelnd" - namensgebend sind hier seine charakteristischen Rufe. Bei unseren Nachbarn in den Niederlanden heißt er "Torenvalk", was übersetzt genau wie bei uns "Turmfalke" heißt.
Er ist nach dem Mäusebussard unser häufigster Greifvogel. Er ist also kein seltener Vogel und steht nicht in der "Roten Liste der gefährdeten Arten", aber seine Bestände gehen dennoch deutlich zurück.

Kennzeichen

Der Turmfalke hat eine Größe von 31-37 cm und seine Flügelspannweite beträgt 68 - 78 cm bei einem Gewicht von 200 - 300 g. Er hat lange, spitze Flügel und einen langen Schwanz. Männchen und Weibchen sind gleich groß, sind aber gut zu unterscheiden:
Das Männchen hat einen hellgrauen Kopf und rotbraunen Rücken mit kleinen dunklen Flecken. Bürzel und Oberschwanz sind blaugrau gefärbt und nicht gebändert, der Schwanz hat eine breite schwarze Endbinde. Die Körperunterseite ist gelblich rahmfarben mit Längsstreifen und kleinen dunklen Tropfenflecken.
Beim Weibchen sind Kopf, Rücken und Schwanz rostbraun gefärbt, der Schwanz ist schmal dunkel gebändert und der Rücken hat eine dichtere, dunkle Fleckung. Bei ihm ist die Körperunterseite stärker gefleckt als beim Männchen.
Charakteristisch für den Turmfalken ist sein Rüttelflug in etwa 20 - 40 m Höhe, der mit heftigen Flügelschlägen und gefächertem, hängendem Schwanz durchgeführt wird.

Stimme

Kennzeichnend sind die hellen "ki-ki-ki-ki-ki..."-Rufreihen, die man vor allem im Flug hören kann. Am Brutplatz sind seine Rufe deutlich leiser.

Lebensraum und Brutplatz

Der Turmfalke ist ursprünglich Felsbewohner, er hat sich aber gut angepasst. Sein Lebensraum ist die halboffene und offene Landschaft, Felder, Weiden, Heiden, Moore, freie Flächen an Stadt- und Dorfrändern und Industrie- und Kulturlandflächen. Zum Jagen braucht er offene Flächen mit niedriger Vegetation. Oft sieht man ihn auch an Straßenböschungen und steilen Hängen.
Zum Brüten bevorzugt er hochgelegene Brutplätze. In Städten und Dörfern findet er diese an Kirchtürmen, Masten und anderen hohen Gebäuden mit einer zugänglichen Öffnung oder Nische mit Platz zum Brüten. Häufig werden auch alte Krähen- oder Elsternester genutzt. Auch Nistkästen werden gerne angenommen, wenn sie an hohen Gebäuden oder Brückenpfeilern angebracht sind. Im Gebirge und an Felsabbrüchen wird in Spalten und kleinen Höhlen gebrütet. Auf jeden Fall meidet er den dichten Wald.
Dieser Lebensraum wird allerdings mehr und mehr bedroht, denn Nistmöglichkeiten an geeigneten Stellen werden verschlossen, z.B. Kirchtürme werden oft unzugänglich gemacht. Und offene Landschaften gibt es immer weniger - an den Ortsrändern wird vieles zugebaut, es fehlen Hecken, einzelne Bäume und auch Pfähle als Ansitz.
Darüber hinaus sind Turmfalken als Endglieder der Nahrungskette durch Einsatz von Pestiziden und Insektiziden bedroht, denn häufig genug vergiften sie sich an ihrer Beute. Die wichtigste Schutzmaßnahme - auch für andere Vögel generell - ist eine naturverträgliche Landwirtschaft mit breiten Acker- und Wegrändern.

Ernährung

Der Turmfalke ernährt sich vorwiegend von Feld- und Wühlmäusen. Aber es werden auch Kleinvögel im Sturz- oder Verfolgungsflug erbeutet - das vor allen Dingen, wenn Mäuse rarer sind, denn die Bestände der Mäuse schwanken von Jahr zu Jahr teilweise ganz beträchtlich.
Außerdem werden auch Eidechsen, Insekten - vor allem Käfer und Heuschrecken gejagt, und gelegentlich auch Regenwürmer verzehrt. Die unverdaulichen Nahrungsreste werde wie bei den anderen Greifvögeln als Speiballen abgegeben - und bieten darum sehr gute Untersuchungsmöglichkeiten, was das Nahrungsspektrum angeht.

Brut

Schon nach einem Jahr ist der Turmfalke geschlechtsreif. Im März / April werden die Brutreviere besetzt - die auch häufig vorher schon als Winterquartier dienten. Die Vögel tragen kein Nistmaterial ein, d.h. wenn kein Fremdnest benutzt wird, begnügen sie sich auch mit einer kleinen Mulde, aus der die Eier nicht wegrollen können. Mitte April bis Mitte Mai legt das Weibchen 4-6 Eier von etwa 40 mm Größe und gelbweißer Grundfarbe, die meist dicht rotbraun gefleckt sind. Die Eier werden 27-32 Tage lang (nur vom Weibchen) bebrütet. Es gibt eine Jahresbrut, aber gegebenenfalls auch Nachgelege. Nach dem Schlupf werden die Jungen etwa vier Wochen lang (überwiegend vom Männchen) gefüttert und begleitet. Danach suchen sie sich ein eigenes Revier.

Verbreitung

Der Turmfalke ist in Deutschland und in Europa relativ häufig anzutreffen. Bei uns leben etwa 50.000 Brutpaare, in Mitteleuropa etwa 90.000, im gesamten Europa etwa 350.000. Er ist die häufigste Falkenart in Europa.

Bestand und Siedlungsdichte

In den letzten Jahren gibt es mäßige bis starke Rückgänge in Mittel- u. Nordost-Europa mit stärksten Abnahmen bis zu 50% in Russland, England und in Frankreich. Die Bestandsdichte beträgt - abhängig von der Nahrungssituation etwa 3 - 90 Brutpaare/100 km2. Das Jagdrevier eines Turmfalkenpaares umfasst rund 200 ha. (Ein quadratisches Revier hätte dabei eine Kantenlänge von 1,4 km). Nahe Verwandte des Turmfalken sind in Deutschland der allerdings sehr viel seltenere Baumfalke (Falco subbuteo) und der Wanderfalke (Falco peregrinus).

Maßnahmen zum Schutz

Turmfalken kann man auch heute noch gut und recht häufig beobachten, aber die Bestände gehen zusammen mit den Nistmöglichkeiten und dem Lebensraum zurück. Der Lebensraum "Kirchturm" ist wichtig und sollte nicht verschlossen und abgedichtet werden. Turmfalken nutzen auch Strommasten zum Rasten - was sehr gefährlich ist - Stromtod und Straßentod sind die häufigste Todessursache.
Helfen kann man dem Turmfalken durch Anfertigung und Aufstellung von "Sitzkrücken" als Jagdwarten ebenso wie durch das Bauen und Anbringen von Nisthilfen. Das Wichtigste aber ist die Erhaltung von offenen Landschaften mit ausreichendem Nahrungsangebot und landwirtschaftliche Flächen, die ohne Pestizide und Insektizide bewirtschaftet werden.



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