Informationen zum Stieglitz

Der Stieglitz wurde für das Jahr 2016 vom NABU und dem LBV zum "Vogel des Jahres" ausgewählt. Sein wissenschaftlicher Name lautet: Carduelis carduelis, abgeleitet vom lat. cardus = Distel, was auch gleich eine seiner Lieblingsfutterpflanzen benennt und auch prägend ist für seinen volkstümlichen Namen: "Distelfink". Er gehört zur Familie der Finkenvögel.

Kennzeichen

Der hübsche, farbenfrohe Stieglitz gehört zu unseren buntesten Singvögeln. Er hat eine schlanke Gestalt und ist unverkennbar mit seinem roten Gesicht und dem weißen Kopf mit breitem, schwarzem Hinterkopf und Halsseiten. Der Rücken ist lederbraun gefärbt, Brust und Flanken sind hellbraun, Oberschwanzdecken, Unterseite und Bauch sind weißlich. Der Schwanz ist deutlich eingekerbt. Flügel und Schwanz sind schwarz mit weißlichen Spitzenflecken. An den Flügeln trägt er ein breites, scharf abgesetztes, leuchtend goldgelbes Flügelband. Der helle spitze Schnabel ist relativ lang, spezialisiert zum Aufnehmen tiefliegender Distel- und anderer Samen. Mit einer Größe von etwa 12 cm und einem Gewicht von ca. 14-18 g ist er kleiner als der Haussperling. Im Jugendkleid ist er weniger farbig, die ganze Oberseite ist graubraun, die Unterseite hellgrau bis bräunlich gefärbt, es gibt auch keine auffallende Kopffärbung.

Stimme

Seine Rufe wie "stiglitt" oder "ziditt" klingen ähnlich wie sein deutscher Name. Die Gesangsstrophen sind meist durch kurze Pausen getrennt, und gesungen wird etwa von März bis Juli, oft in höheren Baumwipfeln.

Lebensraum / Brutplatz

Der Stieglitz ist ein Brutvogel, dessen Lebensraum die offene oder halboffene strukturreiche Landschaft ist, bestehend aus lockeren Baum- und Buschgruppen, Einzelbäumen oder auch lichten Waldrändern. Dazu gehören Streuobstwiesen, Obstgärten, Alleen und Parkanlagen, Feldgehölze und im Idealfall Brachflächen, die ihm mit samentragenden Kraut- und Staudenpflanzen zum Nahrungserwerb dienen. Stieglitze sind tagaktiv, sehr gesellig und außerhalb der Brutzeit fast immer in Trupps und Schwärmen zusammen. Er ist bei uns im Winter Kurzstrecken- und Teilzieher, der aber in milden Tieflandgebieten auch als Jahresvogel bekannt ist.

Brut

Das Nest wird in der Regel auf den Zweigen im äußeren Bereich einzelner oder locker stehender Bäume und hohen Büsche, fast immer im dichten, gut getarnten Laubwerk gebaut. Oft in Obstbäumen und in Parkanlagen, manchmal auch in Koniferen. Die Männchen suchen ab Februar nach geeigneten Brutplätzen, die aber erst ab März bis Mitte April besetzt werden. Der Nestbau beginnt erst, wenn das Laub ausreichend Tarnung bietet. Das Nest ist ein fester, dickwandiger Napf, der in einer Höhe von meist 3-12 m gebaut wird. Es wird vom Weibchen gebaut und besteht aus Gras, Halmen, Stängeln, Fasern, kleinen Wurzeln und Moos und wird am Ende mit Pflanzenwolle ausgepolstert. Das Gelege besteht aus 4-6 Eiern mit bläulich-weißer Grundfarbe und wenigen rotbraunen Flecken und Schnörkeln. Die Brutzeit liegt im April bis Juni. Es gibt fast immer 2 Bruten (manchmal auch 3), die Brutdauer beträgt 12-13 Tage. Das Weibchen brütet allein, es wird am Nest aber vom Männchen gefüttert. Die Jungen sind Nesthocker und werden 12-15 Tage von beiden Eltern mit Sämereien, aber auch mit Insekten gefüttert. Anders als viele andere Singvögel verteidigen Stieglitze ihr Brutrevier nur in unmittelbarer Nähe der Nestumgebung.

Ernährung

Der Stieglitz ernährt sich von verschiedenen halbreifen und reifen Sämereien von Bäumen, Staudenpflanzen, Korbblütlern und Karden- und Distelbeständen, die er z.B. in Brach- und Ruderalflächen findet. Die Samen werden dabei sehr geschickt mit seinem relativ langen Schnabel direkt aus der Pflanze entnommen.

Vorkommen / Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet reicht im Norden bis Nord-Schottland, im Westen bis nach Irland, im Osten bis zur Mongolei und im Süden bis nach Nord-Afrika. Die Vorkommen sind nicht gleichmäßig verteilt. Frühere Besiedlungsgebiete lagen bei uns hauptsächlich in der freien Landschaft, jetzt liegen sie immer mehr in Dörfern und Städten.

Bestand / Siedlungsdichte

Dem Stieglitz geht es schlecht! Der NABU muss schlimme Zahlen melden, gerade aus den letzten Jahren: Der Bestand hat von 1990-2013 um 48% (!) abgenommen! Derzeit gibt es nur noch etwa 300.000-500.000 Brutpaare in Deutschland - und der Trend ist weiterhin negativ.

Gefährdung und Schutz

Die Ursache ist die immer intensivere landwirtschaftliche Nutzung, z.B. durch die Umwandlung von Brachflächen in "Maiswüsten", verbunden mit einer geradezu akribischen Entfernung von "Wildwuchs und Wildpflanzen" an Weg- und Straßenrändern und Böschungen. Hier ist eine heftige Reform der Agrarpolitik dringend notwendig! Ein Umdenken ist auch in Siedlungsgebieten und privaten Gärten notwendig - denn der Stieglitz braucht wilde Flächen zum Überleben.



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