NABU-Gruppe Voerde - Info Steinkauz

Informationen zum Steinkauz

Junge Steinkäuze

Der Steinkauz ist eine kleine Eule, deren wissenschaftlicher Name Athene noctua mit der griechischen Sage zu tun hat: "Athene" - Tochter des Zeus und Göttin Athens und "noctua" - Nachteule.

Vorkommen / Verbreitung

Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Westeuropa und den Mittelmeerländern einschließlich Nordafrika quer durch Eurasien bis nach China . Die Verbreitungsschwerpunkte in Europa sind die Mittelmeerländer, der Balkan und der europäische Teil von Russland. In Deutschland liegt das Hauptverbreitungsgebiet am unteren Niederrhein.

Kennzeichen

Der Steinkauz ist eine kleine Eule (kleiner als eine Haustaube) mit kurzem Schwanz, einem großen runden Kopf mit niedriger Stirn und flachem Scheitel. Er hat große schwefelgelbe Augen und Überaugenstreifen, die wie Augenbrauen wirken und seinem Gesicht dadurch ein "ernstes" Aussehen verleihen. Er ist etwa 21-23 cm groß und hat eine Flügelspannweite von 54-58 cm. Sein Gewicht beträgt etwa 180-200 g. Männchen und Weibchen sind etwa gleich groß. Sein Gefieder ist oberseits erdbraun mit großen weißen Tupfen und Flecken auf Schultern und Flügeln. Auf dem Kopf hat er Längsreihen mit kleinen weißen Flecken. Auf der Unterseite ist er gelblichweiß gefärbt mit breiten braunen Längsflecken. Seine Beine tragen weißliche Federn und die Zehen sind braun. Der Schnabel ist graugrün bis grünlich-gelb.

Biotop / Lebensraum

Der Steinkauz stammt ursprünglich aus Steppengebieten und Halbwüsten, von wo aus er die mitteleuropäische Kulturlandschaft besiedelt hat. Er bevorzugt dabei offene, grünlandreiche Landschaften mit einem ausreichenden Angebot an Höhlen und Tageseinständen und einem Jagdgebiet mit ganzjährig niedriger Vegetation in schneearmen Bereichen, meist in Höhen unter etwa 200 m. In Waldbereichen fehlt er vollkommen. In Mitteleuropa ist der ideale Lebensraum des Bodenjägers in Dauergrünlandgebieten der Niederungen mit alten Kopfbaumbeständen, extensiv genutzten Wiesen, Weiden und Streuobstwiesen, sowie Dorfrandbereichen mit alten Bäumen und Viehweiden. Gelegentlich kommt er auch in Parks und Steinbrüchen vor.

Bestand / Siedlungsdichte

Bei günstiger Konstellation sind lokale Konzentrationen z.B. in Streuobstgebieten von etwa 4-6 Brutpaaren (BP) möglich. Viele Vorkommen in Mitteleuropa sind inselartiger Natur, daher beträgt der großflächige Bestand deutlich weniger als 1 BP/km². Oft hängt die Siedlungsdichte weitgehend vom Vorhandensein geeigneter Höhlen ab, die als Tagesversteck und Brutplatz benötigt werden. In Mitteleuropa liegt ein Verbreitungsschwerpunkt des Steinkauzes am unteren Niederrhein. Hier ergaben Untersuchungen (1974-1987) eine Siedlungsdichte zwischen 12 und 21 Revieren /10 km². Der eigentliche Lebensraum-Flächenbedarf des Steinkauzes ist relativ klein. Am unteren Niederrhein dürfte zur Deckung des Nahrungsbedarfs ganzjährig eine Fläche von nur 1-2 ha Dauergrünland ausreichen.

Nahrung

Seine Nahrung ist sehr vielseitig und besteht in Mittel- und Westeuropa aus zahlreichen Kleinsäuger- und Vogelarten. Dazu kommen kleine Reptilien und Amphibien, Insekten und Wirbellose, z.B. Regenwürmer. Hauptbeutetier in Mitteleuropa ist die Feldmaus neben anderen Mäusearten. Seltener werden Vögel, Kriechtiere und kleine Amphibien erbeutet. Der Vogelanteil ist nur während der Brutzeit relevant, im Allgemeinen dominieren dabei Bodenvögel. Nennenswerte Anteile des Futters für die Jungvögel sind auch Käfer, Heuschrecken, Regenwürmer u.ä. Im Winter können bei Schneelagen Sperlingsvögel eine wichtige Winternahrung bedeuten.

Stimme

Sein häufigster Ruf ist scharf, abfallend "Kii-jo", und wird oft wiederholt. Der "Gesang" des Männchens ist vollklingend und am Ende ansteigend "guuuuuk". Er wird im Abstand von 5-10 sec wiederholt. Die Rufe des Weibchens sind tiefer, nasaler und etwas härter. Oft ruft er schon ab dem Nachmittag bis in den Morgen.

Verhalten

Der Steinkauz ist sowohl tag- wie auch nachtaktiv, wobei die Hauptaktivität in der späten Dämmerung und dem Abend liegt. Er fliegt recht schnell, über längere Strecken wellenförmig, ähnlich wie Spechte es tun. Bei Beunruhigung wippt er vor Aufregung heftig auf und ab und zur Seite - wie ein lustiger Kobold. Als Tageseinstand wählt er oft Baumkronen, Dachböden und kleine Höhlen, sitzt dabei auch gern (besonders in der Morgensonne) auf exponierten Punkten. Die Beute wird fast immer am Boden geschlagen, wobei er sie oft "zu Fuß" verfolgt. Dort sucht er auch hüpfend nach Insekten und Regenwürmern. Hat er zuviel Beute gemacht, wird sie deponiert, z.B. in der Bruthöhle. Nichtverdauliche Beutereste werden von ihm als Gewölle ausgespieen. Die Gewölle haben einen Durchmesser von etwa 10-19 mm bei einer Länge ca. 30-40 mm. Die Steinkauzpaare besetzen ein Territorium, das sie auch gegen Eindringlinge verteidigen.

Fortpflanzung / Brut

Der Steinkauz ist im Alter von einem Jahr geschlechtsreif. Wenn sich die Partner gefunden haben, leben sie in "Dauerehe" zusammen. Sie sind Standvögel. Zu einem belegten Brutplatz gibt es eine ausgeprägte Brutplatztreue. In Mitteleuropa wird meist in Baumhöhlen bzw. in alten Kopfbäumen gebrütet, aber auch an Gebäuden, Scheunen, Schuppen. Die Höhen liegen dabei im Bereich von wenigen Dezimetern bis etwa 10 m über Grund. Auch künstliche Nisthöhlen werden als Brutplätze angenommen. In den Brutplatz wird kein Nistmaterial eingetragen. Das Weibchen scharrt nur eine Mulde, schon etwa 2-3 Wochen vor dem Beginn der Eiablage. Die Eier sind kurzelliptisch rundlich, ihre Farbe ist weiß. Die Gelegegröße beträgt in der Regel 3-5 Eier. Normalerweise gibt es nur eine Jahresbrut, wobei die Hauptlegezeit Mitte April bis Mitte Mai ist. Es gibt nur selten Ersatzgelege, die dann bis Mitte Juni stattfinden. Die Brutzeit beträgt 22 bis 30 Tage, wobei das Weibchen allein brütet. Es wird dabei vom Männchen mit Futter versorgt. Die Jungen sind Nesthocker. Nach dem Schlüpfen werden sie in der Höhle und in der Regel nur vom Weibchen gefüttert. Nach etwa 5 Wochen verlassen sie zum ersten Mal die Höhle, und mit rund 6-7 Wochen können sie etwa 50 m weit fliegen. Wenn sie 2-3 Monate alt sind, wandern sie aus dem Elternrevier aus. Fast 70 % der Jungvögel siedeln sich in weniger als 10 km Entfernung an. Sehr selten werden Vögel gefunden, die sich weiter als 50 km entfernt haben, aber In Ausnahmefällen kommen Entfernungen bis 200 km vor.

Sterblichkeit / Alter

Die Sterblichkeit beim Steinkauz ist hoch. Das erste Lebensjahr überleben etwa 2/3 der Vögel nicht, in den späteren Lebensjahren stirbt jährlich etwa 1/3. Der älteste beringte Vogel, der bisher gefunden wurde, war etwas über 15 Jahre alt.

Gefährdung und Schutz

Die Steinkauz-Bestände sind in den letzten Jahren sehr stark zurückgegangen. Hauptursache dafür ist die Zerstörung der Lebensräume durch Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung, Umbruch von Dauergrünland in Ackerland und die Vernichtung von Streuobstbeständen sowie die Beseitigung von alten und hohlen Bäumen. In der "Roten Liste der Brutvögel Deutschlands" ist er in der Kategorie "stark gefährdet" eingeordnet! Durch gezielte Maßnahmen lassen sich die Siedlungsdichten jedoch erfolgreich erhöhen. Das gelingt z.B. durch die Erhaltung, Neuanpflanzung und Pflege von Streuobstwiesen und Obst- und Kopfbäumen. Ebenso gehört dazu in der Weidewirtschaft die Beweidung von Grünland mit Rindern und Schafen - und die Erhöhung des Brutplatzangebots durch Anbringung von künstlichen Nistkästen. Am wichtigsten für das Überleben der kleinen Eule ist jedoch, dass der Rückgang der Zahl landwirtschaftlicher Höfe sowie der Verlust von Dauergrünland aufhört.



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