Informationen zur Schleiereule

Der wissenschaftliche Name der Schleiereule lautet Tyto Alba. Der Name "Tyto" kommt aus dem Griechischen und bezeichnet eine ganze Gruppe von Eulen, "Alba" bedeutet: weiß.

Vorkommen / Verbreitung

Sie besiedelt große Teile der ganzen Welt und zählt zu den am weitest verbreiteten Eulen- und Vogelarten überhaupt. In Europa kommt sie nordwärts bis Dänemark und bis Nordengland vor. Sie meidet Gebiete mit Kälte und häufigem Schneefall.

Kennzeichen

Die Schleiereule ist etwa 35 cm groß. Sie ist eine sehr helle, schlanke, langbeinige Eule mit oberseits goldbraunem oder grauem Gefieder mit kleinen Spitzenflecken. Die Unterseite ist heller, und kann von weiß, gelbweiß bis zu hellem Braun variieren. Männchen und Weibchen sind kaum zu unterscheiden, ihr Gewicht beträgt etwa gut 300 g. Charakteristisch für die Schleiereule sind die dunklen, schwarzen Augen und der namensgebende, ausgeprägte herzförmige Gesichtsschleier. Der Schnabel ist blassgelb, die Krallen hornfarben. Sie ist ein nachtaktiver Standvogel, der elegant und mit langen Flügeln leicht schwankend fliegt. Die Schleiereule jagt nur in der Dunkelheit, allerdings wird die Jagd während der Brutzeit auch auf den hellen Tag ausgedehnt.

Biotop / Lebensraum

Als typischer Kulturfolger mit enger Nachbarschaft zum Menschen besiedelt sie bei uns hauptsächlich die Agrarlandschaft mit dörflicher Umgebung. Bei reichlichem Beuteangebot scheint ein Paar mit einer Jagdfläche von etwa 50 ha auszukommen.

Nahrung

Die Schleiereule ernährt sich fast ausschließlich von Kleinnagern, vor allem von Feldmäusen, aber auch von Ratten, Fröschen und Insekten. Die getötete Beute wird in einem Stück verschlungen wenn sie nicht zu groß ist - sonst wird sie mit dem Schnabel zerteilt. Zur Fütterung der Jungen wird sie in kleine Stücke zerrissen. Die unverdaulichen Reste, Knochen, Chitin, Fell und Haare werden später als "Gewölle" ausgespien.

Stimme

Das Weibchen ruft wiederholt einen schnurrenden Schrei, das Männchen ruft seltener. Der Gesang ist ein langgezogenes, ratternd oder gurgelndes schrilles, heiseres Quietschen und heiseres gedehntes Kreischen. Die Bettelrufe der Jungvögel bestehen aus einem langen, keuchenden Schnarren.

Verhalten / Jagd

Ihr Flug ist dank der weichen, gezähnten "Eulenfedern" am Flügelbug nahezu geräuschlos. Sie verfügt über ein hochpräzises optisches und akustisches Ortungssystem. Der Gesichtsschleier dient dem Gehör dabei praktisch als "Schallverstärker", mit dem sie auch in totaler Dunkelheit präzise und lautlos ihre Beute orten und greifen kann, die dann mit Genickbiss getötet wird. Bei der Flugjagd folgt sie relativ starr ihren festgelegten Jagdrouten.

Fortpflanzung / Brut

Schleiereulen leben meist in Dauerehe und sind recht standorttreu. Als Brutplätze werden meist ruhige, dunkle Ecken und Nischen in Dachböden, Scheunen und Kirchtürmen genutzt. Es wird kein Nistmaterial eingetragen. Die Balzzeit beginnt etwa im März. Im April / Mai werden 3-12 länglich-ovale, weiße Eier gelegt und für ca. 4 Wochen vom Weibchen bebrütet. Es wird während dieser Zeit, und danach noch bis die Jüngsten 3 Wochen alt sind, vom Männchen mit Nahrung versorgt. Die Nestlingszeit beträgt ca. 10 Wochen. Im Alter von 3 Monaten wandern die Jungen aus dem elterliche Revier aus, meist nicht mehr als 50 km. Die Wanderbewegungen sind dabei in der Regel abhängig von dem aktuellen Nahrungsangebot. In guten Mäusejahren können die Eulen auch zwei mal brüten.

Sterblichkeit / Alter

Die Sterblichkeit bei der Schleiereule ist sehr hoch. Über 70% sterben bereits im 1. Lebensjahr, in den Folgejahren sind es rund 60%. Das Höchstalter in freier Natur beträgt etwa 12 - 17 Jahre.

Bestand und Gefährdung

Obwohl die Art als "nicht gefährdet" gilt, weil der weltweite Bestand auf etwa 5 Mio. Tiere geschätzt wird, muss man registrieren, dass in Europa die Art in den letzten Jahrzehnten stets deutlich seltener geworden ist. Und das, obwohl die Kulturlandschaft Europas früher eigentlich besonders günstige Bedingungen geboten hat. Die Ursache liegt zum größten Teil in der Intensivierung der Landwirtschaft, die durch moderne Bewirtschaftung den Nahrungslebensraum negativ beeinflusst und daraus folgend dem verringerten Nahrungsangebot für die Schleiereule. Ortsnahe Lebensräume mit Streuobstwiesen, Hecken und Feldrandstreifen gibt es immer weniger, und Scheunen und Schuppen werden ganz modern immer mehr versiegelt. Auch durch strenge Winter werden die Bestände teils erheblich reduziert.

Schutzmaßnahmen

Wenn geeignete Lebensräume vorhanden sind, kann man der Schleiereule durch Anbringung von Bruthilfen oft helfen. Dabei ist darauf zu achten, dass die Nistkästen ausreichend groß sind und einen Dunkelbereich besitzen. Die Kästen werden am günstigsten im Innern von Scheunen an der Wand mit der Flugöffnung nach außen angebracht, oder im Innern einer offenen Scheune mardersicher aufgehängt.



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