Informationen zur Mehlschwalbe

Die Mehlschwalbe, wissenschaftlich Delichon urbica, war 1974 "Vogel des Jahres" und ist eine der drei in NRW vorkommenden Schwalbenarten. Ihre nächsten Verwandten sind Rauch- und Uferschwalbe. Sie alle gehören zu den Sperlingsvögeln und sind mit dem ähnlich erscheinenden Mauersegler nicht verwandt. Die Mehlschwalbe gehört zu den bekanntesten Vogelarten im Land und lebt als Zugvogel nur im Sommer bei uns, etwa in der Zeit von April / Mai bis September / Oktober.

Kennzeichen

Sie ist ein kleiner Vogel, etwa 13-14cm lang und nur ca. 25 g schwer, kleiner und schlanker als unser Sperling. Kopf, Rücken und die Oberseite der Flügel und der Schwanz sind glänzend blauschwarz gefärbt. Die gesamte Körperunterseite und der Bürzel sind (namensgebend) weiß gefärbt, ebenso wie die kurzen befiederten Beine und Füße. Der breite Schnabel ist kurz und schwarz. Verglichen mit der Rauchschwalbe: Sie ist nicht so schlank, eher gedrungen. Der Schwanz ist zwar auch gegabelt, aber er ist kürzer und ihm fehlen die Schwanzspieße. Sie ist auch eine sehr geschickte Fliegerin, aber sie fliegt nicht so reißend wie die Rauchschwalbe. Sie flattert mehr und fliegt mit längeren Gleitphasen. Beide Geschlechter sind im Gefieder nicht zu unterscheiden. Das Jugendkleid ist sehr ähnlich, aber mit schmutziggrauer Kehle und ohne den Glanz des Gefieders.

Stimme

Es sind sehr ruffreudige Vögel, die etwas rau und mit schwätzendem Gezwitscher singen. Auffallend sind auch die Bettelrufe der Jungvögel.

Lebensraum und Brutplatz

Mehlschwalben gehören zu den Langstreckenziehern, sie überwintern in Afrika, südlich der Sahara. Sie finden als Kulturfolger ihren Lebensraum bei uns in der offenen und besiedelten Kulturlandschaft. Hier brüten sie gern in kleinen oder größeren Kolonien, bevorzugt im Siedlungsbereich. Mehlschwalben sind von Natur aus Felsbrüter, und bauen hier bei uns ihr Nest an senkrechten Wänden oder Mauern, fast immer außen, aber im Schutz von einem Überhang, einem Überdach oder Torbogen. Sie sind ausgesprochen ortstreu und kommen im Frühjahr fast immer wieder an ihre Heimatplätze zurück, wo die alten Nester wenn nötig repariert und wieder benutzt werden.

Fortpflanzung und Brut

Beide Partner bauen ein viertelkugeliges, geschlossenes Nest mit einem obenliegenden Einflugloch. Es wird aus Lehm-, Ton- und Erdklümpchen mit Anteilen von Pflanzenfasern aufgemauert und innen mit Pflanzenmaterial und Federn ausgelegt. Das Gelege besteht aus 2-6 weißen Eiern, die etwa ab Mitte Mai in täglichem Abstand gelegt werden. Beide Eltern brüten, die Brutzeit dauert etwa 14-16 Tage, die Nestlingszeit beträgt etwa 2-4 Wochen. Danach bleiben die flugfähigen Jungvögel üblicherweise noch ca. eine Woche in der Nähe des Nestes und werden noch gefüttert. Fast immer folgt danach noch eine zweite oder manchmal auch dritte Brut.

Ernährung

Sie ernähren sich hauptsächlich von kleinen Insekten, Fliegen, Mücken und Blattläusen, auch Schmetterlingen und kleinen Käfern, die sie im Flug fangen.

Vorkommen und Verbreitung

Der Verbreitungsraum der Mehlschwalbe ist sehr groß und reicht vom westlichen Europa mit Nordwest-Afrika, Vorder-Asien bis nach Ost-Sibirien, in die Mongolei und bis nach Nord-China.

Bestand und Siedlungsdichte

In Mitteleuropa wird der Bestand auf etwa 20 Mio. Brutpaare geschätzt.

Gefährdung und Schutz

Es gibt in vielen Ländern erhebliche Einbußen. In Deutschland gibt es einen anhaltenden Rückgang, weshalb die Mehlschwalbe schon 2002 in die Vorwarnliste der Roten Liste aufgenommen wurde. Der kontinuierliche Rückgang ist wohl zurückzuführen auf den Verlust von Brutmöglichkeiten, die deutlich verringerte Insektennahrung und die oft absichtliche Zerstörung der Nester. (Das wird übrigens strafrechtlich verfolgt, denn Mehlschwalben gehören zu den "besonders geschützten Arten"!) Helfen können wir den Mehlschwalben durch das Anbringen von Kunstnestern und das Anlegen einer kleinen Lehmpfütze mit Nistmaterial. Zum Schutz vor Kotverschmutzungen kann man ein waagerechtes Brett unter dem Nest anbringen. (Um Nesträuber abzuhalten: Abstand mindestens 50cm unter dem Nest!)



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