Der NABU und der Landesverband für Vogelschutz in Bayern (LBV) haben den Kormoran (Phalacrocorax carbo) zum "Vogel des Jahres 2010" gewählt. Zusammen mit dem Baßtölpel und den Pelikanen gehört der Kormoran zur Ordnung der Ruderfüßler und bildet zusammen mit Krähen- und Zwergscharben die Familie der Kormorane.
Kormorane brüten in Kolonien und sind vom Lebensraum her an Wasser gebunden. Am Meer brüten sie auf Felsklippen, hier bei uns kommen sie in erster Linie an Binnenseen und großen Flüssen vor, wo sie auf Bäumen brüten. Diese Brutbäume werden gewöhnlich durch den scharfen Kot der Kormorane kahl und sterben später ab. Mit Vorliebe siedeln Kormorane in schon bestehenden Graureiherkolonien, wobei die Reiher mitunter sogar von den Kormoranen verdrängt werden.
Nur in den Kolonien werden tiefe, quarrende, gackernde und krächzende Laute oder raues Krähen geäußert. Sonst sind meist keine Lautäußerungen zu hören.
Der Kormoran ernährt sich hauptsächlich von kleinen bis mittelgroßen See- und Süßwasserfischen, die er bei bis zu 60 sec langen Tauchgängen erbeutet, üblicherweise in Tiefen von etwa 1-3 m. Er kann aber auch mehr als 10 m tief tauchen. Dabei bewegt er sich durch Rudern mit den Füßen fort und erbeutet die Fische mit seinem hakig gebogenen Schnabel. Er jagt generell die Fische, die häufig und für ihn am leichtesten verfügbar sind. In den deutschen Binnenseen handelt es sich dabei überwiegend um die häufig in großen Schwärmen auftretenden "Weißfische" wie Rotaugen, Brachsen und andere Kleinfische.
Das Nest der Kormorane besteht aus Ästen, Zweigen, Schilf oder Seetang, wobei die Nestmulde mit feinerem Material ausgepolstert wird. Meist brüten Kormorane zum ersten Mal im Alter von 3-4 Jahren. Die Partner leben überwiegend in einer monogamen Saisonehe. Kormorane brüten nur einmal im Jahr. Das Gelege besteht meist aus 3-4 einfarbig hellblauen Eiern, die im Abstand von 2-3 Tagen gelegt werden. Die Brutzeit dauert etwa 23-30 Tage und fällt in die Zeit von Ende April bis Juni. Beide Partner teilen sich dabei das Brutgeschäft. Die Jungvögel werden während der Nestlingszeit von etwa sieben Wochen und auch nach dem Ausfliegen noch einige Zeit von beiden Partnern mit hochgewürgtem Fisch gefüttert.
Das Verbreitungsgebiet ist sehr groß und umfasst Europa mit Grönland, Australien und Neuseeland und die Ostküste Amerikas - er lebt in allen Erdteilen außer in Südamerika. Kormorane sind sowohl Standvögel, Teilzieher oder Zugvögel. Vögel aus Irland und Großbritannien wandern teilweise etwa entlang der europäischen Küsten bis in den Norden Portugals. Die "niederländischen" Kormorane sind Teilzieher. Weiter östlich beheimatete Vögel sind im Allgemeinen Zugvögel, die manchmal aber auch nur kurze Strecken ziehen. Die Winterquartiere reichen generell von England, Nordafrika bis in den östlichen Teil des Mittelmeeres. Zugzeit der Kormorane in Mitteleuropa ist etwa Oktober und November. Die Rückkehr zu den Brutgebieten erfolgt von Januar bis April.
Wegen seiner Verfolgung als vermeintlicher Nahrungskonkurrent des Menschen war der Kormoran um die Jahrhundertwende in weiten Teilen Europas als Brutvogel verschwunden. Im Binnenland war er deshalb um 1920 praktisch ausgerottet. Auf Grund von Schutzbestimmungen ist insgesamt in den letzten Jahrzehnten in Europa eine deutliche Bestandszunahme zu verzeichnen. In Westeuropa leben derzeit ca. 450.000 Brutvögel.
Ebenso wie andere Fischfresser, wie Fischadler, Graureiher, Haubentaucher oder Eisvogel wurde der Kormoran als vermeintlicher Nahrungskonkurrent des Menschen in Europa seit alters her erbittert verfolgt. Nachdem es noch in den 80er Jahren schlecht um ihn stand, kam es ab 1982 als Folge verbesserter Schutzbestimmungen zu einer Wiederansiedlung der Art, und seit Einstellung der intensiven Verfolgung haben sich die Bestände in Mitteleuropa erholt. Mit dem Ansteigen der Population wurden und werden aber erneut Stimmen laut, die einen negativen Einfluss der Kormorane auf bestimmte Fischbestände befürchten. Die Forderung nach Abschuss selbst an ihren Brutstätten oder die Zerstörung der Gelege auch in Schutzgebieten, die eigentlich für die Natur als Ruhezone ausgewiesen sind, liegt dann schnell auf dem Tisch - und wird auch bereits teilweise realisiert. Fischer und Angler in Deutschland schießen und vertreiben den Kormoran zu Tausenden. Der NABU meldet, dass jedes Jahr in Deutschland rund 15.000 Kormorane getötet werden! Im Dezember 2008 wurde vom Europäischen Parlament die Erhebung wissenschaftlicher Daten als Basis für die Erstellung eines gesamteuropäischen Kormoran-Managementplans angefordert.