Informationen zum Grünspecht

Ganz aktuell ist im Oktober der Grünspecht vom NABU und LBV zum „Vogel des Jahres 2014“ gewählt worden.
Sein wissenschaftlicher Name ist Picus viridis.
Als Stand- / Strichvogel lebt er sehr ortstreu und zieht nur gebietsweise herum.

Kennzeichen

Der Grünspecht hat eine Körpergröße von etwa 32cm, eine Spannweite von etwa 45 cm und ist damit etwa so groß wie ein Eichelhäher.
Das Gefieder ist oberseits graugrün mit einem leuchtend grüngelben Bürzel, den man im niedrigen Flug gut erkennen kann.
Die Unterseite ist hellgrün, die Schwanzfedern graubraun mit einer schwärzlichen Bänderung.
Der Oberkopf ist bis zum Nacken rot gefärbt.
Er hat an den Kopfseiten eine schwarze Gesichtsmaske mit einem breiten Bartstreif, dessen Innenbereich beim Männchen rot gefärbt ist – das einzige Unterscheidungsmerkmal der Geschlechter.
Im Jugendkleid sind die Farben am Kopf weniger leuchtend und ausgedehnt und das ganze Gefieder ist dunkel gestrichelt und gefleckt.
Die Augen sind bläulichweiß, der Schnabel ist dunkel mit hellerer Spitze und die Füße sind schmutzig-grau gefärbt.
Im Flug ist er oft an seiner stark gebogenen Flugbahn zu erkennen, er fliegt dabei nicht in großen Höhen, sondern eher in Baumwipfelhöhe. Der Grünspecht ist tagaktiv. Er ist sehr oft am Boden zu finden.

Stimme

Bekannt ist während der Brutperiode sein kehliges „Lachen“, einer variationsreiche Folge von weichen „klü“-Rufen, in der Geschwindigkeit leicht zunehmend und gleichzeitig in der Höhe leicht abfallend.
Diese sind etwa ab Januar/Februar zu hören, wobei das Weibchen weicher und heiserer ruft.
Der Grünspecht trommelt ziemlich selten und auch nur schwach, unregelmäßig, in 1-2 sec langen Wirbeln.

Lebensraum und Brutplatz

Sein Lebensraum ist die halboffene Landschaft, meist an Rändern von Laub- oder Mischwald, Gehölzen und größeren Parks mit Altholzbeständen.
Besonders gern werden Streuobstbereiche als Biotope verwendet.
Das Nest, meist in Laubbäumen, wird in einer Höhle angelegt, die von beiden Partnern selbst gezimmert wird, meist in Höhen von 2-10m.
Daran wird etwa 2-4 Wochen gearbeitet, bis eine Höhlentiefe von etwa 30-50 cm erreicht ist.
Meist werden aber Höhlen anderer Spechte benutzt, kaum jedoch Nistkästen.
Es wird kein Nistmaterial eingetragen, das restliche, vorhandene Spanmaterial dient als Unterlage für die Eier.
Neben der Bruthöhle gibt es auch Schlafhöhlen, die von den Spechten benutzt werden.

Fortpflanzung und Brut

Die Paarfindung beginnt meist im März, die Balzrufe sind im April/Mai häufig zu hören.
Die Brutzeit findet im April/Mai statt, es gibt nur eine Brut im Jahr.
Nur wenn die Brut nicht erfolgreich war, kann es bis zu zwei Nachbruten geben.
Das Gelege besteht aus etwa 5-7 reinweißen Eiern, die beide Partner etwa 18 Tage bebrüten.
Die Jungen sind Nesthocker, sie werden etwa 4 Wochen von beiden Elternteilen mit Nahrung versorgt, bevor sie flügge werden.
Bekannt ist, dass sie sich recht laut in ihrer Höhle verhalten.
Etwa im Alter von 3-4 Monaten sind sie dann ausgewachsen.
Sie verlassen das Elternrevier und suchen eigene Reviere, meist in der Nähe, bis zu einer Entfernung von etwa 20 km.

Ernährung

Grünspechte ernähren sich hauptsächlich von Ameisen, Insekten und Käfern, aber auch von Regenwürmern und Obst.
Sie haben eine sehr lange, klebrige Zunge (>10cm), die mit Widerhäkchen versehen ist, was sie in die Lage versetzt, auch nicht offen zugängliche Verstecke und Bereiche zu untersuchen und Nahrung zu finden.
Dazu graben sie mit ihrem Schnabel trichterförmige Löcher in den Boden und untersuchen diesen und die Umgebung dann genauer.
Der Nahrungserwerb findet größtenteils am Boden statt, bei der Insektensuche aber auch auf Bäumen.

Vorkommen und Verbreitung

Der Grünspecht ist einer der häufigsten Spechte in Europa, und bei uns nach dem Großen Buntspecht unsere zweithäufigste Spechtart.
Er ist fast in ganz Europa vertreten, mit Ausnahme Irlands und der nördlichen Bereiche in Skandinavien und Russland.
Wegen seiner Spezialisierung auf Ameisen und Insekten, hat er in Wintern oft große Schwierigkeiten, weshalb er in niedrigeren Bereichen häufiger vorkommt. Bereiche in höheren Lagen werden von ihm gemieden.

Bestand und Siedlungsdichte

Der Bestand des Grünspechts hat sich in Deutschland in den letzten Jahren recht gut erholt.
Der NABU geht jetzt davon aus, dass es in Deutschland etwa 42.000 Brutpaare gibt, doppelt so viele wie in den 1990er Jahren.
Grund dafür dürften einige mildere Winter sein, wie auch die Tatsache, dass Grünbereiche in den Städten öfter genutzt werden.

Gefährdung und Schutz

Die letzten kalten Winter haben aber auch gezeigt, dass die Lage recht instabil ist und leicht kippen kann.
Fatal ist, dass die besonders günstigen Lebensräume wie Streuobstwiesen in den letzten Jahren dramatisch zurückgegangen sind.
Es wäre wichtig, neue Streuobstwiesen anzulegen. Besonders negativ ist die Umwandlung von Grünland in Ackerland und der verstärkte Einsatz von Bioziden.
Und zum Schutz des Grünspechts sollte man auf jeden Fall dafür sorgen, dass in den von ihm neu genutzten Lebensbereichen wie städtischen Grünflächen und Parks die alten Bäume und Altholz überhaupt erhalten bleiben, und diese Flächen ebenso wie die Hausgärten pestizidfrei gehalten werden.



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