Informationen zum Eisvogel

Der Eisvogel, mit wissenschaftlichem Namen Alcedo atthis wurde vom NABU schon zwei mal zum Vogel des Jahres gewählt - im Jahr 1973 und 2009.
Er ist in Europa der einzige Vertreter der Familie "Eisvögel", die weltweit aus etwa 90 Arten besteht. Sein heutiger Name ist vermutlich durch eine Klanganpassung entstanden, denn im Althochdeutschen hieß er "isaro". Bekannt ist er auch unter dem Namen: Fliegender Edelstein. Er ist kaum mit anderen Arten zu verwechseln und kann ganzjährig beobachtet werden.

Kennzeichen

Der Eisvogel ist außerordentlich bunt schillernd gefärbt. Seine Oberseite leuchtet metallisch, abhängig vom Lichteinfall, kobaltblau bis smaragdgrün. Der Körper ist kurz und gedrungen mit recht kurzem Schwanz, kurzen roten Beinen und einem großen Kopf mit einem langen, spitzen Schnabel. Er ist ungefähr spatzengroß, sein Körper misst etwa 17 cm, er hat eine Spannweite von ca. 25 cm und wiegt ungefähr 40 g. Seine Oberseite ist glänzend blau - von azur- bis kobaltblau schimmernd. Unterseite und Wangen sind orangebraunrot mit weißer Kehle und ebensolchem Seitenfleck am Hals. Die Geschlechter unterscheiden sich nur in der Farbe des Schnabels. Weibchen haben einen rötlichen Unterschnabel, beim Männchen ist der Schnabel ganz schwarz. Der Eisvogel sitzt oft auf einem Ast über dem Ufer eines Gewässers und ist trotz seiner Farbenpracht manchmal nicht leicht zu entdecken. Bei den Jungen sind die Farben weniger leuchtend, eher grün schimmernd, die Beine sind graubraun und der Schnabel kürzer mit heller Spitze. Er fliegt mit raschen Flügelschlägen schnell und geradlinig dicht über dem Wasser. Seine Sitzwarten werden oft regelmäßig und für längere Zeit aufgesucht

Stimme

Bei der Balz ist er besonders ruffreudig, wobei seine Stimme ein kurzer, scharfer Pfiff "tii" ist, der bei Erregung gereiht wird.

Lebensraum und Brutplatz

Er lebt an stehenden Gewässern, Teichen und Seen und an langsam fließenden Bächen mit guten Sichtverhältnissen, einem guten Bestand an kleinen Fischen und sandig-lehmigen, festen Steilufern von mindestens etwa 50 cm Höhe, die er zum Anlegen seines Brutplatzes benötigt.

Ernährung

Zur Nahrung dienen ihm kleine Fische, Wasserinsekten, Larven und auch Kaulquappen, wovon er etwa 15-30g/Tag benötigt und weshalb er früher von Fischzüchtern verfolgt wurde. Seine Jagdmethode ist das vom Ansitz steil nach unten gerichtete Stoßtauchen mit anschließendem "Schwimmen" mit kurzen Flügelschlägen. Ein Tauchgang dauert nur etwa 2-3 Sekunden. Ist er erfolgreich, werden größere Beutefische (bis zu 9cm) auf die Sitzwarte geschlagen und getötet und danach so gewendet, dass sie mit dem Kopf voran in einem Stücke verschluckt werden können. Kleinere Beute wird direkt verschluckt. Unverdauliche Bestandteile der Beute werden später als Gewölle ausgewürgt.

Fortpflanzung/Brut

Eisvögel sind im ersten Lebensjahr geschlechtsreif. Sie leben meist in einer monogamen Brut-/Saisonehe, oft vom Spätwinter bis September. Die Paarbildung beginnt etwa im Mittwinter. Im Zeitraum von März bis Mitte Oktober wird dann zwei- bis dreimal gebrütet. Bei der Balz wirbt das Männchen durch "Geschenke" von kleinen Fischen an das Weibchen. Der Brutplatz wird vom Männchen gewählt. Die Bruthöhle besteht aus einer leicht ansteigenden Röhre von bis zu 90cm Länge, die vom Männchen und Weibchen in einen Prall- oder Steilhang aus festem Sand oder Lehm gegraben wird. (Gelegentlich auch in Wurzeltellern umgestürzter Bäume). Sie ist hochoval, etwa 9x7 cm mit einem größeren Kessel am Ende. Es wird kein Nistmaterial eingetragen. Die Höhle wird meist für mehrere Bruten genutzt. Nach der Ablage der meist 6-7 weißen Eier wird das Gelege für etwa 20 Tage abwechselnd von beiden Partnern bebrütet. Die Jungen sind als Nesthocker nackt und blind, werden gehudert und zunächst mit Insekten und dann mit kleinen Fischen gefüttert. Nach 23-28 Tagen sind die Jungvögel flügge und sitzen dann oft in Deckung in der Umgebung der Höhle. Sie werden von den Eltern versorgt, wobei dann die Fische mit dem Kopf voran verfüttert werden. Nachdem die Jungen selbständig fischen können, werden sie von den Altvögeln aus dem Revier vertrieben.

Vorkommen/Verbreitung

Der Eisvogel ist ein eher seltener, gelegentlich aber auch häufiger Brutvogel hauptsächlich im Tiefland. Sein Verbreitungsgebiet reicht von Europa (ohne N-Schottland und N-Skandinavien) bis nach Japan. Dabei in Asien bis 52° N und unter Aussparung der asiatischen Trockengebiete im Süden bis Indonesien. Der Eisvogel ist in Deutschland Standvogel, weiter östlich und in Asien Zugvogel.

Bestand und Siedlungsdichte

In NRW rechnet man mit einem Bestand von etwa 200-900 Brutpaaren (BP), in Deutschland etwa 5.000-8.000 BP. Der Eisvogel weist eine hohe Sterblichkeitsrate auf. Aufgrund von Ringfunden muss man feststellen, dass etwa 3/4 der Jungvögel innerhalb einer Brutperiode sterben und ebenso 3/4 der Altvögel innerhalb eines Jahres. Vögel im Alter von 5 Jahren sind sehr selten, das bisherige Höchstalter in Gefangenschaft beträgt 15 Jahre. Strenge Winter können dem Bestand schwere Schäden zufügen, weil dann die meisten Fischgewässer zufrieren und der Eisvogel deshalb verhungern muss, oder er seine Flugfähigkeit durch das Anfrieren von Wassertropfen am Gefieder verliert. Wegen seiner hohen Reproduktionsrate ist es aber möglich, dass auch starke Verluste innerhalb einiger Jahre wieder ausgeglichen werden.

Gefährdung/Schutz

Der Eisvogel ist in Deutschland eine streng geschützte Art und in der "Roten Liste" in der Kategorie V ("Zurückgehend / Vorwarnung") und in der "Roten Liste NRW" als "Gefährdet" eingetragen. Als Hauptursache für die Gefährdung gilt die Vernichtung seines Lebensraums. Sehr viele Flüsse und Bäche sind durch menschlichen Eingriff durch Ausbau und Regulierung denaturiert worden, indem Feuchtgebiete trockengelegt und steile Uferböschungen beseitigt wurden - was für ihn Entzug der Nahrungsgrundlage und der Brutmöglichkeiten bedeutet. Als weiterer Störungsgrund muss der wachsende Freizeitdruck durch Erholungssuchende, auch in ruhigen, für den Eisvogel günstigen Revieren registriert werden. Das wichtigste Kriterium für den Schutz des Eisvogels ist darum der Erhalt naturnaher Fluss- und Bachlandschaften, Verbesserung der Gewässerstrukturen durch den Wiederaufbau und die Renaturierung zerstörter Biotope und Gewässerschutzmaßnahmen.



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